Electric Love Festival 2025: So war das Event
Es war einmal mehr ein Rausch der Sinne: Vom 3. bis 5. Juli 2025 wurde der Salzburgring wieder zum Epizentrum der elektronischen Musik – und das Electric Love Festival bewies eindrucksvoll, dass es längst mehr ist als „nur“ ein Musikfestival. Es ist ein Ort der Begegnung, der Freiheit, des Kontrollverlusts – im besten Sinne. Mit rund 180.000 Besucher:innen aus aller Welt, einem Line-up von über 200 Acts und einer Inszenierung, die eher an eine olympische Eröffnungsfeier als an ein DJ-Set erinnert, schrieb ELF 2025 seine eigene Geschichte.
Schon der Auftakt ließ erahnen, dass dieses Jahr etwas Besonderes bevorstand. Die Eröffnungszeremonie am Donnerstagabend – am Tag nach der Warm-Up Party – war keine gewöhnliche Show, sondern eine bewusst inszenierte Dramaturgie aus Chorgesang, Orchesterklängen, elektronischen Drops und einer Lichtregie, die selbst Festival-Veteranen sprachlos machte.
Tänzer:innen, Fackelträger, ein Live-Vocalist im Regen – dazu eine Soundkulisse, die irgendwo zwischen sakral und brutal oszillierte. In dieser 18-minütigen Eröffnung manifestierte sich der Anspruch des Festivals: Hier geht es nicht nur um Beats, sondern um Gefühle.
Und die wurden reichlich serviert. Auf der Mainstage lieferten Stars wie Alan Walker, Hardwell und das Major Lazer Soundsystem massive Performances ab, die das Publikum in kollektive Ekstase versetzten. Wer dachte, die Energie wäre auf der größten Bühne bereits am Limit, wurde in den anderen Areas eines Besseren belehrt. Im Club Circus tanzte man sich zu treibenden Techno-Sets von Dom Dolla und Lilly Palmer durch die Nacht, während das Hard Dance Valley mit Artists wie D‑Block & S‑te‑Fan zur Wall of Bass wurde. Besonders auffällig war in diesem Jahr die hohe Qualität der VS‑Sets – also jener Back-to-back-Auftritte, bei denen zwei Künstler:innen sich gegenseitig pushen und überraschen. Einige Diskussionen online belegen: Diese Sets waren nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch emotional aufgeladen.
Abseits der Bühnen war der Spirit des Electric Love fast noch deutlicher spürbar. Menschen umarmten sich, tanzten barfuß im Regen, bemalten sich mit Glitzer, teilten Wasserflaschen oder tauschten Geschichten. Es war spürbar, dass viele gekommen waren, um für einen Moment aus dem Alltag auszusteigen und das Electric Love Festival war mehr als bereit, diesen Raum zu bieten. Das Festivalgelände selbst wirkte dabei wie eine Stadt aus Licht und Bass. Vom Heineken Starclub bis hin zur BlueBoXX war jede Location mit eigener visueller Identität und akustischer Handschrift gestaltet.
Ein besonderer Ort des Rückzugs war erneut der „Organics Beach“ am Fuschlsee. Wer genug vom Trubel hatte, konnte hier am Wasser entspannen, neue Energie tanken oder ganz bewusst der Stille lauschen – zumindest jener, die in Form eines feinfühligen Ambient-DJ-Sets aus den Lautsprechern kam.
Diese ruhigen Zonen wurden bewusst stärker integriert – ein Signal, dass sich auch große Festivals mit den Themen Mental Health und Überstimulation auseinandersetzen.
Was die Organisation betrifft, verdient das Electric Love 2025 ebenfalls Lob. Die Anreise mit Bussen aus ganz Europa verlief reibungslos, das Camping war sauber, die Wege gut beschildert und die Security freundlich, aber bestimmt. Besonders erwähnenswert: Das Müllpfandsystem wurde weiter verbessert. Wer seinen Müllsack samt Inhalt zurückbrachte, bekam nicht nur Geld zurück, sondern einen eigenen Zugang zum „Good Karma“-Bereich – eine einfache, aber effektive Idee, Nachhaltigkeit erlebbar zu machen.
Natürlich war nicht alles perfekt. Einige kritisierten das Wetter – besonders die Regennacht am Freitag –, andere monierten längere Wartezeiten beim Shuttle-Service. Doch das schmälerte das Gesamterlebnis kaum. Vielmehr entstand daraus eine gewisse Resilienz im Publikum: Wer sich durch Matsch, Schlafmangel und Soundgewitter tanzt, verlässt das Gelände nicht nur erschöpft – sondern auch irgendwie gereinigt.
Das Electric Love Festival 2025 war deshalb nicht nur eine Musikveranstaltung. Es war eine Erfahrung. Eine kollektive Eruption aus Euphorie, Sehnsucht und Energie. In einer Zeit, in der viele nach Halt suchen, bot ELF für vier Tage eine andere Form von Heimat – eine, die nach Bass riecht, nach Freiheit schmeckt und in Erinnerungen vibriert, lange nachdem der letzte Beat verklungen ist.